Kreis Heinsberg. Auf dem Weg in eine zunehmend digitale Zukunft ist der Kreis Heinsberg bereits heute sehr gut aufgestellt. Dies zeigen die Ergebnisse einer Studie der TÜV Rheinland Consulting GmbH zur digitalen Infrastruktur im Kreis, die die Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg (WFG) in Auftrag gegeben hat und deren Ergebnisse jetzt vorliegen. Darauf könne man hervorragend aufbauen, stellte Landrat Stephan Pusch jetzt im Rahmen eines Pressegesprächs klar. Aber: „Nur gut ist uns nicht gut genug!“ Gemeinsam mit den zehn Städten und Gemeinden im Kreis wolle man jetzt stringent vorangehen, um auch die letzten bestehenden Versorgungslücken in der Breitbandinfrastruktur zu schließen und weitere wichtige Handlungsansätze im Bereich der Digitalisierung auf den Weg zu bringen.
Der vor wenigen Jahren im Kreis Heinsberg eingeschlagene Weg, beim digitalen Infrastrukturausbau konsequent auf Glasfaser-Technologie (FTTH/B-Modell │ Fiber To The Home / Building) zu setzen, war zukunftsweisend und bis dato sehr erfolgreich. „Jetzt sei es an der Zeit zu überprüfen, wo genau man stehen, um daraus abzuleiten, wo man im Kreis Heinsberg hin wolle und könne im Hinblick auf den weiteren Glasfaser-Infrastrukturausbau und die Digitalisierung“, so WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski. Die WFG habe deshalb eine aus Bundesmitteln geförderte, unabhängige Studie der TÜV Rheinland Consulting GmbH in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse jetzt vorliegen.
Die Glasfaser-Technologie – und damit verbunden die synchrone Daten-übertragung im Gigabitbereich (> 1.000 Mbit/s)– ist im Kreis Heinsberg bereits wesentlich dichter ausgebaut als in der Region – aber auch in weiten Teilen Deutschlands. 54 % aller im Liegenschaftskataster verzeichneten Gebäude im Kreisgebiet sind bereits mit einem Glasfaser-Anschluss versorgt. Der Bundesdurchschnitt liegt gerade einmal bei 9 %. Landrat Pusch: „Angesichts solcher Relationen kann man mit Fug und Recht sagen: Wir sind Spitze im Westen!“
Die Glasfaserverfügbarkeit im Kreis Heinsberg wird durch die TÜV Rheinland Consulting GmbH in drei Kategorien bewertet: Die städtischen Lagen seien bisher, was Übertragungsraten im Gigabitbereich betrifft, nur gering versorgt, die Ortschaften in Randlage sehr gut und die peripheren Lagen im Kreisgebiet seien eher schlecht mit Glasfaser-Leitungen versorgt.
Weitet man die Betrachtung eines gigabitfähigen Netzes auf das HFC-Netz (Hybrid Fiber Coax / „Kabelfernsehen“) aus, sind im Kreis Heinsberg sogar 73 % aller Anschlüsse gigabitfähig versorgt. Das HFC-Netz versorgt insbesondere die städtischen Lagen im Kreisgebiet mit Bandbreiten von maximal bis zu 400 Mbit/s.
Trotz der Spitzenwerte bei den Anschlusszahlen der FTTH/B-Infrastruktur, verfügen im Kreis Heinsberg 1,2 % aller Adresspunkte über einen Anschluss, der dem NGA-Kriterium (Next Generation Access) von mind. 30 Mbit/s nicht entspricht und als unterversorgt gilt. Diese 1.071 unterversorgten Adressen (sog. „Weiße Flecken“) – darunter auch 47 Schulstandorte und zahlreiche Gewerbestandorte - liegen ungleichmäßig im gesamten Kreisgebiet in allen zehn Städten und Gemeinden verstreut.
„Auf Grundlage der Ergebnisse der Studie haben wir jetzt die Chance, als Kreis Heinsberg gemeinsam mit den Städten und Gemeinden, erhebliche Fördermittel von Bund und Land zu beantragen, um die restlichen „Weißen Flecken“ endgültig zu tilgen“, freut sich Landrat Pusch. Er kündigte an, bei den Bürgermeistern für eine entsprechende gemeinsame Initiative zu werben. Denn was bereits vor wenigen Jahren, in der ersten Phase des Glasfaserausbaus, hervorragend funktioniert habe, sollte man jetzt wiederholen. „Das gemeinschaftliche Vorgehen in solchen und anderen Fragen – das macht uns stark im Kreis Heinsberg“, so Landrat Pusch.
Michael Eßer, der neue Breitbandbeauftragte des Kreises, der im Oktober letzten Jahres im Rahmen einer Projektförderung angestellt und zur WFG abgeordnet wurde, nannte konkrete Größenordnungen: „In den von der TÜV Rheinland Consulting GmbH berechneten Netzplanungsszenarien wurden zur Versorgung aller „Weißer Flecken“ im Kreis Heinsberg, inklusive aller erforderlichen Schulstandorte und Gewerbegebiete, Investitionskosten in einer Größenordnung von fast 40 Mio. Euro veranschlagt. 50 % der Ausbaukosten würden dabei aber über ein entsprechendes Bundesförderprogramm – und weitere 40 % über ein adäquates Landesförderprogramm erstattet werden können. Nur der in der Relation zum Gesamtvolumen und zur Bedeutung einer solchen zukunftsorientierten Maßnahme vergleichsweise geringe Eigenanteil von 10 % wäre dann – über mehrere Jahre verteilt – über die kommunalen Haushalte zu finanzieren.“
Auch WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski sieht die hervorragenden Entwicklungschancen im Rahmen der neuen Glasfaserinitiative. „Dieser „Breitbandausbau 2.0“ wird unsere gute Position im regionalen Standortwettwerbe noch einmal verbessern.“ Doch damit nicht genug: Schirowski verspricht sich davon auch einen Schub für die „Digitalstrategie“ des Kreises Heinsberg, die der Kreistag in der vergangenen Woche mit Mehrheit beschlossen hat. „Eine leistungsfähige digitale Infrastruktur ist der Anfang – aber die Digitalisierung findet in den Unternehmen, den Schulen und allgemein in der Lebenswirklichkeit der Menschen im Kreis statt.“ Gemeinsam mit der Kreisverwaltung und mit Unterstützung der Unternehmen im IHK-Regionalausschuss für den Kreis Heinsberg und des Wirtschaftsbeirats wolle man in den nächsten Monaten konkrete Handlungsansätze und Projekte definieren, um die Digitalisierung voran zu treiben.
Elke Schreeck
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