Kreis Heinsberg. Regelmäßig etwas für die Psyche zu tun – dies sei genauso wichtig wie das tägliche Zähne putzen! Mit dieser markanten Eingangsbotschaft startete Torsten von Keitz, Diplomsportlehrer in Diensten der Krankenkasse IKK Classic und anerkannter Experte zum Thema psychische Belastungsstörungen in seinen Vortrag „Burnout verhindern – die (Arbeits-)kraft stärken“. Organisiert wurde der Abend in der Heinsberger Werkbank von der „Initiative Gesunde Unternehmenskultur im Kreis Heinsberg“ (Initiatoren: Kreisgesundheitsamt, Kreissparkasse, WFG Wirtschaftsförderungsgesellschaft für den Kreis Heinsberg mbH) in Kooperation mit der Kreishandwerkerschaft Heinsberg.
Dr. Michael Vondenhoff, Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, und WFG-Geschäftsführer Ulrich Schirowski freuten sich, mehr als 40 Gäste begrüßen zu können. Allein dies zeige die offensichtlich hohe Relevanz des Themas, so Schirowski. Und Vondenhoff machte deutlich, dass gerade angesichts der anhaltend hohen Auftragslage im Handwerk – gepaart mit einem zunehmenden Fachkräftemangel, der „Stress“ zu einem ständigen Begleiter der Handwerker geworden sei. Und ständiger Stress - dies könne zum Vorboten von Burnout werden.
Torsten von Keitz konnte dem nur zustimmen: Natürlich seien wir alle immer wieder Belastungen, Anspannung und Stress ausgesetzt. Das sei an sich noch nicht schädlich, vorausgesetzt man verfüge über genügend Ressourcen zur Entspannung und nutze diese auch regelmäßig. „Ein Burnout-Syndrom kann entstehen, wenn man sich immer wieder selbst antreibt, immer härter zu arbeiten, vielleicht weil man sich etwas beweisen möchte“, so von Keitz. Seine eigenen Bedürfnisse stelle man immer weiter zurück, Konflikte würden weggeschoben, Warnungen von Familie und Freunden in den Wind geschlagen. Am Ende stehe dann oft der soziale Rückzug, ein Gefühl der inneren Leere und des nur noch „funktionieren Müssens“. Schließlich folgt Resignation, Depression und eben das, was wir „Burnout“ nennen. „Die gute Nachricht dabei ist: Wer auch in stressigen Zeiten von Zeit zu Zeit inne hält und sein Handeln kritisch hinterfragt, kann in jeder Stufe dieser Spirale aussteigen.“
Natürlich sei es besser, gar nicht erst in solch eine Situation hineinzugeraten. Was also tun? Von Keitz beantwortete das so einfach wie klar: Sich selbst klar machen, was man braucht, um gesund zu bleiben. Dabei ist der Begriff von Gesundheit durchaus nicht bei allen Menschen gleich. Aber immer gehören körperliche (Fitness, aktiver Lebensstil, Ernährung), psychische (Zufriedenheit, Wertschätzung, positive Denkweise) und soziale (Freundeskreis, Vertrauensperson, familiärer Rückhalt) Faktoren dazu. „Entspannung muss nicht heißen, auf einer Matte liegen und nichts tun. Auch etwas Kreatives machen, sogar eine bestimmte Art von Arbeit kann einen Ausgleich zum Job bieten.“ Jede/r muss herausfinden, was den größten Effekt bringt. Daraus packt man dann seinen individuellen „Werkzeugkoffer“. Wichtig sei, darin einen Sinn zu sehen und auch der Spaß dabei darf nicht fehlen. „Oft sammeln sich im Laufe des Tages Stressmomente an, vom lahmen Autofahrer vor einem am Morgen bis hin zum schwierigen Kunden am späten Nachmittag.“ Deshalb sei es sinnvoll, kurze „Entspannungsoasen“ auch in die tägliche Routine einzubauen. Das könnten Entspannungsübungen am Schreibtisch, kurze Atemübungen oder ein Spaziergang sein.
In besonderer Weise sprach von Keitz dabei die Verantwortlichen in den Unternehmen an, die zahlreich vertreten waren: Als Chef/in sei man doppelt in Verantwortung und zwar sowohl für sich selbst - nicht zuletzt wegen der Vorbildfunktion - und auch seinen Mitarbeitern/innen gegenüber. Das wichtigste an einer gesundheitsförderlichen Führung sei eine wertschätzende Grundhaltung. Dazu gehören aktives Zuhören, die klare Kommunikation von Lob und Kritik und das Einbeziehen der Belegschaft bei Entscheidungen und Veränderungen. „Hilfreich ist dabei manchmal auch ein Perspektivwechsel und die Frage: Wäre ich mir selbst ein/e gute/r Chef/in?“
Elke Schreeck
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